1. Für wen sich Fahrradanhänger wirklich lohnen
Ob Familienausflug, Einkauf oder Kita-Fahrt – Fahrradanhänger sind längst mehr als nur Zubehör. Sie sind ein praktisches Transportmittel für alle, die mobil, flexibel und nachhaltig unterwegs sein wollen. Besonders in Städten sind sie die perfekte Alternative zum Auto: Kein Stau, kein Parkplatzproblem – und dabei sicherer, als viele denken.
Doch Achtung: Wer mit Anhänger unterwegs ist, muss sich an klare gesetzliche Vorgaben halten. Denn sobald du dich in den fließenden Verkehr begibst, gilt: Sicherheit geht vor – für dich, deine Passagiere und andere Verkehrsteilnehmer.
2. Zulässige Anhängerarten: Kinder, Hunde, Lasten
Grundsätzlich unterscheidet man drei Arten von Fahrradanhängern:
- Kinderanhänger: Für den sicheren Transport von bis zu zwei kleinen Kindern.
- Lastenanhänger: Ideal für Einkäufe, Gepäck oder sperrige Gegenstände.
- Tieranhänger: Speziell konstruiert für Hunde – mit Belüftung und Sicherheitsgurten.
Wichtig: Nicht jeder Fahrradanhänger ist für jeden Zweck zugelassen. Ein Lastenanhänger darf beispielsweise nicht zum Kindertransport verwendet werden, auch wenn er Platz hätte.
Achte beim Kauf oder Verleih auf:
- Zulassung für den Straßenverkehr
- StVZO-Konformität
- Herstellerangaben zur Nutzung
3. Straßenverkehrsordnung: Das gilt für Fahrradanhänger
Fahrradanhänger sind kein rechtsfreier Raum. Sobald du auf öffentlichen Wegen fährst, gelten für dich die Vorschriften der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) und der Straßenverkehrsordnung (StVO).
Besonders relevant:
- Anhängelast: Dein Fahrrad darf max. 40 kg ziehen (ohne Kinder). Bei Kinderanhängern gelten eigene Vorschriften.
- Breite: Anhänger dürfen max. 1 Meter breit sein.
- Zulässige Geschwindigkeit: Kein ausdrückliches Limit, aber sicheres Fahren wird vorausgesetzt – vor allem in Kurven und bei Abfahrten.
- Führungsfähigkeit: Du musst dein Fahrrad auch mit Anhänger jederzeit sicher beherrschen.
4. Pflicht: Licht, Reflektoren und Sichtbarkeit
Einer der wichtigsten Punkte: Die Beleuchtung.
Denn Fahrradanhänger sind im Dunkeln oder bei schlechtem Wetter nur dann sicher, wenn sie gut sichtbar sind – das ist nicht nur eine Empfehlung, sondern gesetzliche Pflicht (§ 67a StVZO).
Das ist vorgeschrieben:
- Zwei rote Rückstrahler (Kategorie Z)
- Zwei weiße Rückstrahler an der Front (bei breitem Anhänger)
- Ein rotes Rücklicht, das mitgeführt werden muss, wenn der Anhänger das Rücklicht des Fahrrads verdeckt (z. B. bei Kinderanhängern)
- Große Reflektoren an den Rädern
- Gelbe Reflektoren an den Seiten oder reflektierende Streifen
Zusätzlich empfohlen:
- Wimpelstange mit Fahne
- Reflektierende Stoffe oder Aufkleber
- Tagfahrlicht bei E-Bikes mit Anhänger
Bei Verstoß drohen Bußgelder – und im Ernstfall Mithaftung bei Unfällen.
5. Bremsen, Kupplung, Gewicht – was technisch vorgeschrieben ist
Sicherheit beginnt bei der Technik. Damit der Anhänger stabil läuft und bei Gefahr nicht zur Gefahr wird, gelten klare Vorschriften:
- Kupplungssystem: Muss fest montiert und gegen Abreißen gesichert sein (Sicherungsband!)
- Eigengewicht + Zuladung = max. Anhängelast
- Eigenständige Bremse: Ab einem Gesamtgewicht von über 40 kg muss der Anhänger eine eigene Bremse haben.
- Rutschhemmender Boden, Sicherheitsgurte, festes Dach – bei Kinderanhängern Pflicht.
Tipp: Achte beim Kauf auf Prüfzeichen (z. B. DIN 15918 für Kinderanhänger) und regelmäßige Wartung – insbesondere von Achsen, Kupplung und Bremsen.
6. Mit Kindern unterwegs: Diese Sonderregeln gelten
Kinderanhänger unterliegen besonders strengen Vorgaben – aus gutem Grund. Sie sind im Straßenverkehr besonders gefährdet, sitzen tief und sind oft nur schwer zu sehen.
Wichtig:
- Maximal zwei Kinder unter sieben Jahren dürfen transportiert werden (§ 21 StVO).
- Nur Personen über 16 Jahre dürfen Kinder im Anhänger mitnehmen.
- Sicherheitsgurte sind Pflicht – 3- oder 5-Punkt-Gurt-System.
- Helmpflicht besteht nicht, ist aber dringend empfohlen.
- Belüftung, Sonnen- und Regenschutz sollten vorhanden sein.
Auch das Fahren auf Gehwegen oder in Fußgängerzonen ist nicht erlaubt – Ausnahmen gelten nur für Kinder unter 8 Jahren auf dem Fahrrad (Begleitpersonen dürfen den Anhänger dann auch auf dem Gehweg führen).
7. Verboten oder erlaubt? Was du transportieren darfst
Du darfst im Fahrradanhänger nur das transportieren, wofür er zugelassen ist.
Was nicht geht:
- Personentransport in Lastenanhängern (auch keine „Mitfahrgelegenheiten“)
- Scharfe Gegenstände ohne Sicherung
- Haustiere ohne spezielle Sicherungssysteme
- Anhängerbetrieb mit E-Scootern, S-Pedelecs oder E-Bikes über 25 km/h
Außerdem verboten: Anhänger im Zugbetrieb (mehrere Anhänger hintereinander) – selbst wenn die Kupplung technisch möglich wäre.
Tipp: Schau ins Handbuch – und im Zweifel lieber verzichten.
8. Bußgelder und Risiken bei Verstößen
Ein Verstoß gegen die Anhänger-Vorschriften ist kein Bagatelldelikt. Die Bußgelder mögen auf den ersten Blick gering wirken – doch im Schadensfall zählt jedes Detail.
Beispiele:
- Fahren ohne Licht am Anhänger: 25 €
- Kind ohne Gurt im Anhänger: 30 €
- Anhänger breiter als 1 Meter: 50 €
- Transport unzulässiger Gegenstände: ab 30 €
Kommt es zu einem Unfall, kann ein technischer Mangel oder Regelverstoß zur (Mit-)Haftung oder zum Verlust des Versicherungsschutzes führen. Bei Personenschäden kann das existenzbedrohend sein.
9. Unfall mit Anhänger – wer haftet?
Wird ein Unfall mit Fahrradanhänger verursacht oder verschärft, stellt sich oft die Frage nach der Haftung. Entscheidend sind:
- War der Anhänger korrekt ausgerüstet?
- War der Fahrer geeignet und alt genug?
- War die Beladung zulässig und gesichert?
- Gab es technische Mängel oder Fahrlässigkeit?
Im Schadensfall haften Radfahrer in der Regel mit ihrer Privathaftpflichtversicherung. Für Schäden am Anhänger selbst ist eine Hausrat- oder Fahrradversicherung nötig – je nach Vertrag.
Tipp: Check deine Policen – und kläre, ob dein Anhänger mitversichert ist!
10. Tipps der Redaktion: Sicher unterwegs mit Fahrradanhänger
- Kauf nur mit Prüfsiegel & Zulassung
- Licht & Reflektoren regelmäßig kontrollieren
- Kinder immer anschnallen – auch auf Kurzstrecken
- Nur mit geeignetem Fahrrad fahren (Stabilität!)
- Kupplung mit Sicherungsseil versehen
- Bei Dunkelheit oder Regen: Zusatzbeleuchtung und Fahne
- Angepasste Geschwindigkeit – besonders in Kurven
Ein Fahrradanhänger macht mobil – aber nur, wenn du die Vorschriften kennst und beachtest. So schützt du nicht nur dich und deine Mitfahrer, sondern fährst auch rechtlich auf der sicheren Spur.
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