Sonntag, September 28, 2025

Abmahnung im Arbeitsrecht – Was erlaubt ist und wie du dich wehrst

Die Abmahnung ist für viele Arbeitnehmer ein Warnsignal – doch nicht jede Abmahnung ist rechtlich zulässig. In diesem Artikel erfährst du, welche Voraussetzungen für eine wirksame Abmahnung erfüllt sein müssen, wie du dich mit Gegendarstellung und Widerspruch erfolgreich wehren kannst und wann du eine Abmahnung aus der Personalakte entfernen lassen kannst. Wir zeigen dir Schritt für Schritt, wie du deine Rechte im Arbeitsrecht schützt und unberechtigte Abmahnungen abwehrst.

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Darum geht’s in diesem Artikel – Was erwartet dich?

Plötzlich liegt sie auf dem Tisch: die Abmahnung. Für viele Arbeitnehmer beginnt damit der größte Albtraum des Arbeitslebens. Die Angst wächst: Bin ich jetzt vorgewarnt? Droht die Kündigung? Und was darf der Arbeitgeber eigentlich? Nicht selten sind Abmahnungen ungerechtfertigt, fehlerhaft oder reine Einschüchterungsversuche.

In diesem Artikel erfährst du, was eine Abmahnung arbeitsrechtlich bedeutet, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, wann sie unzulässig ist – und wie du dich dagegen wehren kannst. Du lernst, wie wichtig der richtige Umgang mit einer Abmahnung ist: sofort ruhig bleiben, prüfen, reagieren und, wenn nötig, dagegen vorgehen. Viele Abmahnungen lassen sich erfolgreich aus der Personalakte entfernen, wenn du deine Rechte kennst.

LexPilot liefert dir die rechtlichen Grundlagen, zeigt dir die häufigsten Fehler von Arbeitgebern und gibt dir eine klare Strategie, wie du deine berufliche Zukunft trotz Abmahnung schützen kannst.

Was ist eine Abmahnung?

Die Abmahnung ist die „gelbe Karte“ im Arbeitsverhältnis. Der Arbeitgeber rügt ein bestimmtes Fehlverhalten des Arbeitnehmers und droht für den Wiederholungsfall Konsequenzen bis hin zur Kündigung an. Sie dient der Warnfunktion: Der Arbeitnehmer soll die Chance haben, sein Verhalten zu ändern.

Rechtlich gesehen ist die Abmahnung Voraussetzung für eine verhaltensbedingte Kündigung. Kündigt der Arbeitgeber ohne vorherige Abmahnung, kann die Kündigung häufig unwirksam sein.

Eine Abmahnung erfordert:

– Eine konkrete Beschreibung des Fehlverhaltens
– Eine Rüge, dass das Verhalten rechtswidrig war
– Eine Aufforderung zur Änderung des Verhaltens
– Eine Kündigungsandrohung für den Wiederholungsfall

Fehlt einer dieser Punkte, kann die Abmahnung unwirksam sein.

Wann ist eine Abmahnung unzulässig?

Nicht jede Kritik ist automatisch eine zulässige Abmahnung. Unwirksam sind Abmahnungen, wenn:

– Der Sachverhalt nicht korrekt oder nur pauschal dargestellt ist
– Tatsächliche Pflichtverletzungen nicht vorliegen
– Keine vorherige Anhörung erfolgt ist (in Betrieben mit Betriebsrat häufig Pflicht)
– Kein Hinweis auf die Kündigungsandrohung enthalten ist
– Die Abmahnung reine Schikane oder Druckmittel darstellt

Auch Kleinvergehen („Bagatellen“) rechtfertigen meist keine Abmahnung. Hier gelten die Grundsätze der Verhältnismäßigkeit.

Was passiert nach einer Abmahnung?

Die Abmahnung bleibt grundsätzlich in der Personalakte – aber sie verliert mit der Zeit an Wirkung. Je länger der Arbeitnehmer beanstandungsfrei arbeitet, desto weniger kann der Arbeitgeber sich später auf diese Abmahnung berufen.

Wichtig: Eine Abmahnung bleibt nicht ewig „wirksam“. Nach ca. 2 bis 3 Jahren (je nach Schwere) kann sie durch Zeitablauf praktisch bedeutungslos werden.

Wie kann ich mich gegen eine Abmahnung wehren?

Du hast mehrere Möglichkeiten:

  1. Gegendarstellung einreichen: Diese wird zur Personalakte genommen und dokumentiert deine Sicht.
  2. Entfernungsverlangen: Bei unwirksamen Abmahnungen kannst du verlangen, dass sie aus der Personalakte gelöscht wird.
  3. Klage vor dem Arbeitsgericht: Falls der Arbeitgeber die Entfernung verweigert, kannst du gerichtliche Hilfe in Anspruch nehmen.

In vielen Fällen genügt bereits ein anwaltliches Schreiben, um eine unberechtigte Abmahnung aus der Akte zu bekommen.

Tipps der Redaktion

So reagierst du richtig auf eine Abmahnung:

✅ Nicht vorschnell unterschreiben
✅ Fristen für Widerspruch prüfen
✅ Schriftlich Gegendarstellung einreichen
✅ Bei unberechtigten Vorwürfen Entfernung verlangen
✅ Hilfe findest du auch jederzeit auf unserer Hauptseite: https://lexpilot.onepage.me

Experteneinschätzung

„Die Abmahnung ist ein scharfes Schwert, aber kein automatisches Kündigungsurteil. Arbeitgeber müssen hohe rechtliche Anforderungen erfüllen, damit eine Abmahnung wirksam wird. Viele Abmahnungen scheitern an ungenauer Darstellung, fehlender Anhörung oder Unverhältnismäßigkeit. Arbeitnehmer dürfen sich nicht einschüchtern lassen: Eine fundierte Gegendarstellung kann bereits viel bewirken. Und wenn nötig, hilft das Arbeitsgericht. Wichtig ist: Schnell reagieren, ruhig bleiben, juristisch prüfen lassen. So lässt sich ein drohender Arbeitsplatzverlust häufig abwenden.“

Björn Kasper, Rechtsanwalt

FAQ – Die 7 wichtigsten Fragen zum Thema

Muss ich eine Abmahnung unterschreiben?
Nein. Du bist nicht verpflichtet, eine Abmahnung zu unterschreiben. Mit deiner Unterschrift bestätigst du nur den Erhalt – nicht die inhaltliche Richtigkeit. Besser: Empfang bestätigen, aber klarstellen, dass du die Vorwürfe nicht anerkennst.

Wann ist eine Abmahnung unwirksam?
Unwirksam ist eine Abmahnung, wenn sie ungenau, unbegründet oder unverhältnismäßig ist. Auch formale Fehler wie fehlende Kündigungsandrohung oder mangelnde Anhörung können die Abmahnung angreifbar machen.

Wie lange bleibt eine Abmahnung wirksam?
Rechtlich gibt es keine feste Frist. Nach etwa zwei bis drei Jahren ohne weitere Vorfälle verliert sie aber meist ihre Bedeutung für spätere Kündigungen. Der Arbeitgeber kann sich dann kaum noch darauf stützen.

Kann ich eine Abmahnung aus der Personalakte entfernen lassen?
Ja, bei unwirksamen Abmahnungen kannst du die Entfernung verlangen. Weigert sich der Arbeitgeber, hilft oft eine Klage beim Arbeitsgericht. Die Chancen stehen gut, wenn die Abmahnung unberechtigt war.

Ist nach einer Abmahnung sofort eine Kündigung möglich?
Nur, wenn das gleiche Fehlverhalten erneut auftritt. Die Abmahnung dient gerade dazu, dem Arbeitnehmer eine zweite Chance zu geben. Ohne Wiederholung kann eine Kündigung meist nicht gerechtfertigt werden.

Darf der Betriebsrat bei einer Abmahnung mitwirken?
Bei der Abmahnung selbst besteht keine Beteiligungspflicht des Betriebsrats. Er kann aber beratend unterstützen und bei unberechtigten Abmahnungen helfen, Gegendarstellungen einzureichen.

Lohnt sich der Gang zum Anwalt bei einer Abmahnung?
Oft ja. Ein Fachanwalt für Arbeitsrecht kann prüfen, ob die Abmahnung rechtlich wirksam ist, und das weitere Vorgehen optimal vorbereiten – besonders wenn Kündigungsgefahr besteht.

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