Warum du jetzt klagen musst, wenn dein Kind keinen Platz bekommt
Wer heute einen Kita-Platz braucht, gerät in Deutschland schnell in eine Sackgasse. Der Bedarf ist riesig, die Plätze sind knapp – und trotz eines gesetzlich verbrieften Anspruchs auf frühkindliche Förderung weigern sich viele Städte und Gemeinden, ausreichend Plätze bereitzustellen. 2025 hat sich die Lage weiter verschärft: Längere Wartelisten, verzweifelte Eltern und immer mehr juristische Auseinandersetzungen.
Doch Eltern sind dem nicht wehrlos ausgeliefert. Wer seinen Anspruch kennt und konsequent durchsetzt, kann nicht nur einen Platz für sein Kind erzwingen, sondern im Fall der Fälle auch Schadenersatz verlangen.
Hier erfährst du alles, was du über deinen Rechtsanspruch wissen musst – und wie du Schritt für Schritt dagegen vorgehst, wenn die Kommune dich abweist.
Gesetzlicher Anspruch auf einen Kita-Platz: Was dir 2025 zusteht
Der Anspruch auf einen Kita-Platz ist gesetzlich geregelt:
Nach § 24 Absatz 1 SGB VIII (Sozialgesetzbuch Achtes Buch – Kinder- und Jugendhilfe) hat jedes Kind ab dem vollendeten ersten Lebensjahr Anspruch auf frühkindliche Förderung in einer Tageseinrichtung oder in Kindertagespflege.
Die wichtigsten Fakten:
- Der Anspruch ist einklagbar und besteht unabhängig vom Einkommen oder beruflichen Status der Eltern.
- Er bezieht sich auf eine „bedarfsgerechte“ Förderung, d. h. Betreuungszeiten müssen den beruflichen Bedürfnissen der Eltern angepasst sein.
- Die Kommune (Stadt oder Gemeinde) ist verpflichtet, ausreichend Plätze bereitzustellen.
- Es gibt keinen Anspruch auf einen bestimmten Kindergarten oder eine bestimmte Einrichtung, wohl aber auf einen zumutbaren Platz.
Wenn dir kein Platz angeboten wird, obwohl dein Kind alt genug ist, kannst du rechtlich dagegen vorgehen – und unter Umständen sogar Schadensersatz fordern.
Schritt-für-Schritt: So beantragst du einen Kita-Platz richtig
1. Frühzeitige Antragstellung:
- Stelle den Antrag mindestens sechs bis neun Monate vor dem gewünschten Betreuungsbeginn.
- Beantrage ausdrücklich einen „Kita-Platz nach § 24 SGB VIII“.
- Formuliere den Antrag schriftlich und lasse dir den Eingang bestätigen.
2. Bedarf klar angeben:
- Teile mit, ab wann und in welchem Umfang (Stundenzahl pro Woche) du einen Platz benötigst.
- Berücksichtige berufliche Anforderungen, insbesondere bei Vollzeittätigkeit oder Ausbildung.
3. Mehrere Einrichtungen anfragen:
- Melde dein Kind bei mehreren Kitas an, um deine Chancen zu erhöhen.
- Dokumentiere jede Anfrage und jede Antwort.
4. Schriftliche Absagen sammeln:
- Verlange für jede Ablehnung eine schriftliche Begründung („wegen Platzmangel“ genügt nicht).
5. Nachweis über Bemühungen sichern:
- Halte Kontaktaufnahmen, Anmeldungen und Gespräche mit Kitas schriftlich fest.
Was tun, wenn kein Platz angeboten wird?
Wenn du keine Zusage für einen Kita-Platz bekommst – oder dir mitgeteilt wird, dass aktuell kein freier Platz zur Verfügung steht –, solltest du sofort reagieren. Denn jede Verzögerung kann deine rechtliche Position schwächen. Entscheidend ist: Der Anspruch besteht unabhängig von Kapazitäten. Ein „wir haben keinen Platz“ reicht nicht als Ausrede.
Folgende Schritte sind jetzt notwendig:
- Schriftliche Ablehnung anfordern:
Verlange eine formelle schriftliche Mitteilung der Gemeinde oder des Trägers, aus der klar hervorgeht, dass dir kein Platz angeboten werden kann. Notiere dir das Datum. - Anspruch nochmals formell geltend machen:
Schicke eine erneute schriftliche Geltendmachung deines Anspruchs nach § 24 SGB VIII an das zuständige Jugendamt bzw. die Stadtverwaltung. Setze eine Frist zur Zuweisung eines Platzes (z. B. 14 Tage). - Nachweis der Betreuungslücke dokumentieren:
Hebe alle Unterlagen auf, die belegen, dass du auf einen Platz angewiesen bist (z. B. Arbeitsvertrag, Studiennachweis, Arbeitgeberbestätigung). - Rechtsmittel prüfen – ggf. Klage einreichen:
Wenn die Kommune weiter untätig bleibt, kannst du deinen Anspruch vor dem Verwaltungsgericht durchsetzen. Dabei solltest du dich von einer auf Verwaltungsrecht spezialisierten Kanzlei vertreten lassen. Die Verfahren sind häufig erfolgreich – gerade bei glasklaren Anspruchsvoraussetzungen.
Musterformulierung für die letzte Aufforderung
Hiermit mache ich nochmals ausdrücklich meinen Anspruch auf frühkindliche Förderung meines Kindes [Name], geboren am [Geburtsdatum], gemäß § 24 Abs. 1 SGB VIII geltend. Ich fordere Sie auf, mir spätestens bis zum [Datum] einen zumutbaren Platz in einer Tageseinrichtung oder Kindertagespflege zuzuweisen.
Sollte dies nicht geschehen, werde ich gerichtliche Schritte einleiten und gegebenenfalls Schadensersatzansprüche prüfen.
Gerichtliche Durchsetzung: So läuft das Verfahren ab
Wenn die Kommune nicht reagiert oder sich weigert, kannst du eine sogenannte Verpflichtungsklage beim Verwaltungsgericht einreichen. Ziel ist, die Stadt per Urteil zu verpflichten, deinem Kind einen Betreuungsplatz zuzuweisen.
Wichtig:
- Du brauchst keinen Widerspruch einzulegen – das Verfahren kann direkt eingeleitet werden.
- Bei Eilbedürftigkeit (z. B. Arbeitsbeginn, Ausbildungsplatz) kannst du zusätzlich einen Eilantrag stellen.
- Die Chancen stehen gut, denn der Anspruch aus § 24 SGB VIII ist eindeutig. Die Gerichte urteilen regelmäßig verbraucherfreundlich.
Ein erfahrener Anwalt kann das Verfahren beschleunigen und dir helfen, deine Rechte konsequent durchzusetzen.
Schadenersatz gegen die Stadt – wann und wie?
Wenn dir trotz rechtzeitiger Antragstellung kein Platz zugewiesen wird und du dadurch z. B. deinen Job nicht antreten oder Einkommensverluste hinnehmen musst, hast du einen Anspruch auf Schadenersatz.
Rechtsgrundlage:
- Amtshaftung gemäß § 839 BGB i. V. m. Art. 34 GG
- Alternativ: Ersatzanspruch wegen Verletzung einer öffentlich-rechtlichen Pflicht
Voraussetzungen für Schadenersatz:
- Du hast den Antrag frühzeitig gestellt (mind. 6 Monate vorher).
- Die Gemeinde hat pflichtwidrig keinen Platz angeboten.
- Dir ist ein konkreter, nachweisbarer Schaden entstanden (z. B. Einkommensverlust, entgangenes ElterngeldPlus).
- Du hast alle Ablehnungen, Bemühungen und Ausfallkosten dokumentiert.
Erstattungsfähige Schäden können sein:
- Verdienstausfall eines Elternteils
- Kosten für private Zwischenlösungen (z. B. Tagesmutter)
- Mehraufwand durch Eigenbetreuung
- Vertragsstrafen wegen nicht angetretenem Job
In vielen Fällen lassen sich solche Ansprüche außergerichtlich klären – ansonsten kannst du sie zivilrechtlich einklagen. Die Erfolgschancen sind hoch, sofern die Anspruchsvoraussetzungen erfüllt sind.
Wann du unbedingt rechtliche Hilfe brauchst
Sobald dir eine schriftliche Ablehnung vorliegt und du auf den Platz angewiesen bist, solltest du nicht zögern. Der frühe Gang zum Anwalt kann entscheidend sein, um Fristen zu wahren, rechtlich sauber vorzugehen und Entschädigungen korrekt zu beziffern.
Ein erfahrener Fachanwalt für Verwaltungsrecht oder Sozialrecht kann:
- Eilanträge formulieren und durchsetzen
- Schriftwechsel mit der Kommune führen
- Ansprüche beziffern und belegen
- Schadenersatzklagen strategisch aufbauen
Viele Kanzleien bieten mittlerweile spezialisierte Unterstützung bei Kita-Platz-Verfahren an – teilweise mit hoher Erfolgsquote.
Warum 2025 der Druck auf die Städte wächst
Die Zahl der Klagen gegen Städte und Gemeinden steigt. Seitdem der BGH und mehrere Oberverwaltungsgerichte bestätigt haben, dass die Kommunen für fehlende Plätze haften, wächst der Druck.
2025 kommen zwei weitere Faktoren hinzu:
- Die Geburtenrate ist in vielen Regionen gestiegen.
- Der Personalmangel in der frühkindlichen Bildung bleibt ungelöst.
Das führt dazu, dass viele Gemeinden ihrer gesetzlichen Pflicht schlicht nicht mehr nachkommen. Doch genau dafür ist das Recht da: um aus Verpflichtungen tatsächliche Ansprüche zu machen.
Tipps der Redaktion
Ein Kita-Platz ist kein Gefallen, sondern dein Recht. Lass dich nicht mit Floskeln wie „leider kein Platz“ abspeisen. Dokumentiere alles, bleib hartnäckig und nutze deine rechtlichen Möglichkeiten. Du kannst nicht nur den Platz erstreiten – sondern auch Geld zurückholen, wenn du finanzielle Nachteile hattest. Jetzt ist der Moment, Klartext mit der Stadt zu sprechen!
Du brauchst Hilfe bei der Durchsetzung deines Anspruchs? Nutze einfach unser Kontaktformular – wir unterstützen dich professionell und direkt.