Dienstag, November 4, 2025

Räumungsklage – Wohnung weg? Oder was kannst du tun?

Eine Räumungsklage bedeutet nicht automatisch den Wohnungsverlust. Als Mieter hast du Rechte – und Möglichkeiten zur Abwehr. Wie du richtig reagierst, Fristen einhältst und eine Zwangsräumung verhinderst, erfährst du jetzt auf LexPilot.

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Darum geht’s in diesem Artikel – Was erwartet dich?

Eine Räumungsklage kann sich anfühlen wie ein Schlag in den Magen. Der Brief vom Gericht liegt auf dem Tisch, und plötzlich steht alles in Frage: das Zuhause, die Sicherheit, die nächsten Wochen. Für viele Menschen bedeutet eine Räumungsklage den möglichen Verlust der Wohnung – aber auch den Beginn einer Zeit voller Unsicherheit, Druck und Ängste.

Was viele nicht wissen: Eine Räumungsklage ist nicht das Ende. Sie ist ein Verfahren – und damit auch eine Chance. Eine Chance, sich zu verteidigen. Eine Chance, Zeit zu gewinnen. Eine Chance, eine gütliche Lösung zu erreichen oder zumindest mit Würde und Kontrolle zu gehen.

In diesem Artikel erfährst du, was eine Räumungsklage genau bedeutet, wie sie abläuft, welche Rechte du hast und welche Maßnahmen du jetzt ergreifen kannst. Dabei zeigen wir dir Schritt für Schritt, wie du Fehler vermeidest, dich richtig verhältst und was rechtlich noch möglich ist – auch wenn der Auszug droht.

Dieser Artikel richtet sich an Mieterinnen und Mieter, die mit einer Räumungsklage konfrontiert sind – sei es wegen Mietrückständen, Eigenbedarf oder Vertragsverstößen. Wir erklären verständlich und juristisch fundiert, wie du dich jetzt richtig verhältst.

Was ist eine Räumungsklage?

Eine Räumungsklage ist das gerichtliche Mittel, mit dem ein Vermieter den Auszug eines Mieters erzwingen will. Sie kommt zum Einsatz, wenn der Mieter nach einer Kündigung nicht freiwillig auszieht. In der Regel geht der Klage eine fristlose oder ordentliche Kündigung voraus, etwa wegen Mietrückständen, Eigenbedarf oder Vertragsverletzungen.

Mit der Klage will der Vermieter erreichen, dass ein Amtsgericht die Räumung der Wohnung durch Urteil anordnet. Grundlage ist meist § 546 BGB, der die Rückgabe der Mietsache nach Beendigung des Mietverhältnisses regelt.

Eine Räumungsklage ist kein „sofortiger Rausschmiss“ – sie leitet ein Verfahren ein, in dem der Mieter Gelegenheit hat, sich zu äußern und zu verteidigen. Das Verfahren kann sich über Wochen oder Monate ziehen.

Wie läuft eine Räumungsklage ab?

Nach dem Eingang der Klage beim Amtsgericht wird dir die Klageschrift durch das Gericht zugestellt. Darin enthalten ist die Aufforderung, dich innerhalb einer bestimmten Frist – in der Regel zwei Wochen – zu äußern.

Entscheidend ist: Reagierst du nicht rechtzeitig, droht ein Versäumnisurteil – du verlierst das Verfahren automatisch. Deshalb solltest du umgehend handeln.

Wenn du dich rechtzeitig meldest, prüft das Gericht, ob die Kündigung wirksam war, ob der Räumungsanspruch besteht und ob eventuell Einwendungen oder Härtegründe vorliegen. In vielen Fällen wird ein Gerichtstermin angesetzt, in dem die Situation mündlich erörtert wird.

Mögliche Ergebnisse des Verfahrens sind:

  • Abweisung der Klage, wenn die Kündigung unwirksam war oder ein Härtefall vorliegt
  • Urteil zur Räumung, wenn die Klage begründet ist
  • Vergleich, wenn sich beide Seiten auf eine einvernehmliche Lösung einigen

Nach einem Urteil auf Räumung wird ein gerichtlicher Vollstreckungstitel erlassen. Mit diesem kann der Vermieter über den Gerichtsvollzieher die Wohnung räumen lassen – notfalls mit Polizei, Schlosser und Spedition.

Welche Möglichkeiten hast du?

Auch wenn eine Räumungsklage eingegangen ist, bestehen noch Handlungsmöglichkeiten. Du solltest die Situation nüchtern analysieren und dir anwaltliche Unterstützung holen.

Mögliche Strategien:

  • Bestreiten der Kündigung: Wenn sie nicht korrekt begründet oder formal unwirksam war, kannst du dich erfolgreich verteidigen.
  • Nachzahlung bei Mietrückständen: Bei fristloser Kündigung wegen Zahlungsverzugs kannst du die Wohnung retten, wenn du die Rückstände rechtzeitig vollständig ausgleichst (§ 569 Abs. 3 BGB).
  • Härtefallantrag: Du kannst der Kündigung widersprechen, wenn sie für dich eine unzumutbare Härte bedeuten würde – etwa bei Krankheit, hohem Alter, Schwangerschaft oder fehlender Wohnung.
  • Vergleich anstreben: Selbst bei begründeter Kündigung ist es oft möglich, mit dem Vermieter eine einvernehmliche Lösung zu finden – etwa gegen Abstandszahlung oder mit längerer Frist.

Tipps der Redaktion

Räumungsklagen wirken dramatisch – aber sie eröffnen auch Handlungsspielräume. Wenn du betroffen bist, kannst du das Verfahren beeinflussen.

✅ Lies das gerichtliche Schreiben aufmerksam – beachte Fristen und Form
✅ Wende dich sofort an einen Anwalt oder Mieterverein
✅ Prüfe, ob du offene Mieten nachzahlen kannst, um die Kündigung zu heilen
✅ Bereite dich auf den Gerichtstermin gut vor – mit Belegen, Attesten, Nachweisen
✅ Suche frühzeitig Ersatzwohnraum, auch wenn du bleiben möchtest

Hilfe findest du auch jederzeit auf unserer Hauptseite.

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Eine kurze rechtliche Einschätzung durch die Expertenbrille

„Räumungsklagen sind ein scharfes Schwert des Vermieters – aber sie unterliegen klaren rechtlichen Regeln. In meiner Praxis erlebe ich immer wieder, dass Mieter unnötig ausziehen, weil sie sich nicht rechtzeitig wehren. Dabei gibt es gute Chancen, das Verfahren abzuwenden oder zumindest zu steuern: durch Zahlung, Härtefallantrag oder kluge Verhandlungen. Entscheidend ist, dass Betroffene sofort handeln, sich rechtlich beraten lassen und das Verfahren ernst nehmen. Wer klug reagiert, kann Zeit gewinnen – oder sogar die Wohnung behalten.“
Björn Kasper, Rechtsanwalt

FAQ – Die 7 wichtigsten Fragen zum Thema

Was ist eine Räumungsklage und wann kommt sie zum Einsatz?
Eine Räumungsklage wird erhoben, wenn ein Mieter nach einer Kündigung nicht freiwillig auszieht. Der Vermieter will durch das Gericht die Räumung der Wohnung erzwingen. Die Klage ist erst der Beginn eines Verfahrens, nicht das Ende des Mietverhältnisses.

Wie viel Zeit habe ich nach Zustellung der Klage?
Du hast in der Regel zwei Wochen Zeit, um auf die Klage zu reagieren. In dieser Frist musst du dem Gericht mitteilen, ob du dich verteidigen willst. Verpasst du die Frist, droht ein Versäumnisurteil – und du verlierst automatisch.

Kann ich während des Verfahrens noch etwas tun?
Ja, selbst nach Eingang der Klage kannst du noch vieles erreichen. Du kannst Mietrückstände begleichen, einen Härtefall geltend machen oder einen Vergleich mit dem Vermieter schließen. Auch der Nachweis formeller Fehler in der Kündigung kann das Verfahren wenden.

Was passiert, wenn das Gericht gegen mich entscheidet?
Dann ergeht ein Räumungsurteil. Dieses kann mit einem Gerichtsvollzieher durchgesetzt werden. Die Zwangsräumung wird angekündigt und erfolgt mit Frist. Du solltest spätestens jetzt dringend anwaltlichen Beistand in Anspruch nehmen, um mögliche Aufschübe oder eine Räumung in letzter Minute zu verhindern.

Kann ich gegen das Urteil noch etwas unternehmen?
Ja, es besteht unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit zur Berufung oder zur Vollstreckungsabwehrklage. Die Erfolgsaussichten hängen jedoch stark vom Einzelfall ab. Eine rechtzeitige Reaktion vor dem Urteil ist aber deutlich wirksamer.

Was kostet eine Räumungsklage?
Die Kosten trägt in der Regel die unterlegene Partei. Bei einer verlorenen Klage können Anwalts-, Gerichts- und Vollstreckungskosten schnell mehrere tausend Euro betragen. Daher lohnt sich der Versuch, das Verfahren frühzeitig zu beenden oder abzuwehren.

Muss ich sofort ausziehen, wenn ich verliere?
Nein. Zwischen Urteil und tatsächlicher Räumung liegen meist Wochen. Du bekommst vom Gerichtsvollzieher eine Ankündigung mit Frist. In dieser Zeit kannst du noch verhandeln, eine Fristverlängerung beantragen oder freiwillig ausziehen, um Kosten zu vermeiden.

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