Sonntag, September 28, 2025

AUTO, HANDY, WOHNUNG – WAS DARF ICH IM INSOLVENZVERFAHREN BEHALTEN?

Viele Menschen fürchten bei einem Insolvenzantrag, alles zu verlieren – doch das ist ein Irrtum. Das deutsche Insolvenzrecht schützt bestimmte Gegenstände des alltäglichen Lebens und der beruflichen Existenz. In diesem Artikel erklären wir, welche Dinge du im Insolvenzverfahren behalten darfst: vom Auto über dein Handy bis hin zu Haushaltsgeräten und Mietwohnung. Du erfährst, wann der Insolvenzverwalter Gegenstände verwerten darf, was als unpfändbar gilt und wie du deine Ausstattung im Alltag sichern kannst. Besonders wichtig: Tipps zum Umgang mit Mobilität, Wohnungssicherung und digitalen Endgeräten. Ideal für alle, die trotz Insolvenz selbstbestimmt bleiben wollen.

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Insolvenz heißt nicht Enteignung – das darfst du wirklich behalten

Viele glauben, dass mit dem Insolvenzantrag sofort das gesamte Hab und Gut weg ist. Doch das stimmt nicht. Die Insolvenzordnung schützt dein Existenzminimum – und damit auch bestimmte Gegenstände des täglichen Lebens.
Wichtig ist: Nicht alles, was du besitzt, darf der Insolvenzverwalter verwerten.

In diesem Artikel erfährst du, was du im Insolvenzverfahren behalten darfst, wo die Grenzen liegen, und wie du deinen Alltag trotz laufendem Verfahren organisieren kannst – mit Auto, Handy, Wohnung und mehr.

Muss ich alles abgeben?

Nein. Die Insolvenz bedeutet nicht, dass dir alles genommen wird. Der Insolvenzverwalter darf nur solches Vermögen verwerten, das:

  • dir gehört (kein Fremdeigentum)
  • verwertbar ist (also verkäuflich)
  • nicht unter die Ausnahmeregeln der ZPO fällt

Unpfändbar bleiben alle Dinge, die du für ein menschenwürdiges Leben oder zur Berufsausübung brauchst (§ 811 ZPO).

Darf ich mein Auto behalten?

Das kommt darauf an:

Ja, wenn das Fahrzeug

  • notwendig ist, um zur Arbeit zu kommen,
  • zur Pflege Angehöriger gebraucht wird,
  • von geringem Verkaufswert ist,
  • bereits finanziert oder geleast ist (Eigentum liegt oft bei der Bank).

Nein, wenn

  • du es nur „zum Privatvergnügen“ nutzt,
  • es ein Luxusfahrzeug ist,
  • es sich um ein Zweit- oder Drittwagen handelt.

Tipp: Dokumentiere die berufliche Notwendigkeit – z. B. durch Arbeitsweg-Bescheinigungen oder Pflegedokumentation. So erhöhst du die Chance, das Auto zu behalten.

Was ist mit Handy, Laptop, Tablet?

Diese Geräte sind in der Regel unpfändbar, wenn sie:

  • für den täglichen Lebensbedarf notwendig sind,
  • für Beruf oder Ausbildung gebraucht werden,
  • nicht übermäßig wertvoll sind (also kein iPhone Pro Max für 2.000 €).

Besonders wichtig bei Schülern, Studierenden, Berufstätigen im Homeoffice oder bei Alleinerziehenden.

Tipp: Führe die Geräte in der Vermögensübersicht auf, aber mit Hinweis auf Nutzung und Zweck.

Was passiert mit meiner Wohnung?

Die Wohnung selbst gehört dir meist nicht – du bist Mieter. Daher:

  • Das Mietverhältnis bleibt bestehen – der Insolvenzverwalter kündigt nicht.
  • Rückstände vor dem Insolvenzantrag werden Teil der Insolvenzmasse.
  • Laufende Miete musst du pünktlich weiterzahlen – sonst droht Kündigung.

Achtung: Wenn dein Vermieter vor Antragstellung bereits gekündigt hat, kann das nicht mehr rückgängig gemacht werden.

Was ist mit Möbeln, Kleidung, Haushaltsgeräten?

Diese Sachen sind unpfändbar, solange sie einfach und notwendig sind:

  • Kleidung, Schuhe, Bettwäsche
  • Kühlschrank, Herd, Waschmaschine
  • Tisch, Stühle, Schränke
  • Fernseher (Standardmodell), Radio, Küchengeräte

Nicht geschützt sind:

  • teure Markeneinrichtung
  • Sammlerstücke (z. B. Designerlampen, Kunst)
  • Luxusausstattung, Zweitgeräte, Schmuck

Der Insolvenzverwalter entscheidet immer im Einzelfall – und wirtschaftlich. Was kaum etwas einbringt, wird nicht verwertet.

Was ist mit Versicherungen, Sparverträgen, Riester?

  • Rentenversicherungen mit pfändungsgeschütztem Charakter sind in der Regel unantastbar (§ 851c ZPO)
  • Lebensversicherungen können gekündigt und verwertet werden – abhängig vom Rückkaufswert
  • Sparverträge sind pfändbar, sofern sie nicht für Altersvorsorge gesichert sind
  • Riester-Verträge sind geschützt – sofern gefördert und korrekt abgeschlossen

Hier gilt: Unbedingt anwaltlich prüfen lassen, bevor du kündigst oder aufgibst.

Tipps der Redaktion

Du musst nicht dein gesamtes Leben abgeben, wenn du in die Insolvenz gehst. Das Gesetz schützt dich – und viele Dinge des Alltags gehören dir weiterhin. Sei transparent, führe alle Gegenstände korrekt auf, und belege ihre Notwendigkeit. So vermeidest du Missverständnisse mit dem Insolvenzverwalter und sicherst dir ein menschenwürdiges Leben – mit Dach über dem Kopf, Mobilität und digitaler Teilhabe.

Wenn du weitere Fragen zum Thema hast, kannst du gerne unser Kontaktformular nutzen:

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