Dienstag, November 4, 2025

Überstunden auszahlen lassen – so bekommst du dein Geld vom Arbeitgeber

Ob mit oder ohne Abgeltungsklausel: Wer Überstunden leistet, hat grundsätzlich Anspruch auf Bezahlung. Dieser Artikel erklärt dir Schritt für Schritt, wie du Überstunden rechtskonform geltend machst, welche Anforderungen an die Beweispflicht bestehen und wann der Arbeitgeber zur Zahlung verpflichtet ist. Zusätzlich erfährst du, wie du bei Verweigerung des Ausgleichs vorgehen kannst, welche Ausschlussfristen gelten und wie du vor Gericht die richtigen Nachweise vorlegst, um deinen Anspruch erfolgreich durchzusetzen.

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Viele Arbeitnehmer machen täglich Überstunden – und sehen davon keinen Cent. Das passiert nicht nur in Start-ups oder Handwerksbetrieben, sondern quer durch alle Branchen. Der Frust wächst, denn wer länger bleibt, will auch bezahlt werden. Doch viele Arbeitgeber vertrösten oder verweisen auf angebliche Vertragsregelungen. Dabei ist die Rechtslage klarer, als viele denken.

In diesem Artikel erfährst du, wann dir die Auszahlung von Überstunden zusteht, wie du deine Ansprüche richtig dokumentierst und welche rechtlichen Möglichkeiten dir zur Verfügung stehen. Außerdem erklären wir dir, wie du die Vergütung durchsetzen kannst, wenn der Arbeitgeber blockiert oder mauert.

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Was gilt rechtlich bei Überstunden?

Überstunden sind alle Arbeitszeiten, die über die vertraglich vereinbarte Arbeitszeit hinausgehen. Maßgeblich ist die Wochenarbeitszeit aus deinem Arbeitsvertrag oder dem einschlägigen Tarifvertrag. Wer regelmäßig länger arbeitet, erbringt Mehrarbeit, die entweder durch Freizeit oder Geld ausgeglichen werden muss.

Der Arbeitgeber muss Überstunden anordnen oder dulden. Einfach länger bleiben und hoffen, dass es bezahlt wird, reicht nicht. Erst wenn der Arbeitgeber deine Überstunden kennt oder stillschweigend hinnimmt, entsteht ein Anspruch auf Vergütung.

Nach § 612 BGB gilt: Wenn Überstunden geleistet werden und keine andere Vereinbarung getroffen wurde, besteht ein Anspruch auf Bezahlung. Das gilt besonders, wenn du keinen Freizeitausgleich erhalten hast.

Sind Überstunden mit dem Gehalt abgegolten?

Viele Arbeitsverträge enthalten die Formulierung, dass Überstunden mit dem Gehalt abgegolten sind. Diese Regelung ist nur dann wirksam, wenn sie transparent und konkret ist. Pauschale Klauseln wie „Mit dem Gehalt sind alle Überstunden abgegolten“ sind rechtlich unwirksam.

Selbst wenn eine Abgeltung im Vertrag steht, sind derartige Regelungen begrenzt. Die Gerichte sehen es regelmäßig so, dass höchstens zehn bis fünfzehn Überstunden im Monat pauschal mit dem Gehalt abgegolten werden können. Alles, was darüber hinausgeht, muss zusätzlich vergütet werden.

Wenn du regelmäßig mehr arbeitest als vereinbart und keine Freizeit erhältst, hast du Anspruch auf Auszahlung – auch rückwirkend. Achte jedoch auf Ausschlussfristen im Arbeitsvertrag oder Tarifvertrag, die häufig nur wenige Monate betragen. Ansonsten gilt die gesetzliche Verjährung von drei Jahren.

Wie du Überstunden dokumentierst und nachweist

Der größte Stolperstein bei der Durchsetzung von Überstundenvergütung ist die Beweisführung. Du musst darlegen, wann du wie viele Überstunden geleistet hast, welche Tätigkeiten du dabei ausgeführt hast und dass der Arbeitgeber davon wusste oder sie angeordnet hat.

Vor Gericht zählt keine grobe Schätzung. Entscheidend ist eine konkrete Dokumentation. Idealerweise hältst du schriftlich fest:

  • Datum und Uhrzeit der Überstunden
  • Konkrete Aufgaben oder Tätigkeiten
  • Anlass oder Auftrag vom Arbeitgeber

Hilfreich sind auch E-Mails, Dienstpläne, Zeugen oder Zeitstempel aus elektronischen Systemen. Je genauer deine Nachweise, desto besser deine Chancen im Streitfall.

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Wie du Überstunden rechtssicher einforderst

Zunächst solltest du deinen Arbeitgeber schriftlich zur Auszahlung auffordern. Nenne dabei konkret die geleisteten Stunden, den Zeitraum und setze eine angemessene Frist zur Zahlung. Bleibt die Zahlung aus, kannst du den Anspruch gerichtlich geltend machen.

Bei der Lohnklage vor dem Arbeitsgericht musst du alle relevanten Informationen vorlegen. Wenn deine Dokumentation vollständig ist, trägt der Arbeitgeber die Beweislast, das Gegenteil zu belegen.

Wichtig: Verpasse keine Fristen. Viele Arbeitsverträge enthalten sogenannte Ausschlussklauseln, die verlangen, dass du deine Ansprüche innerhalb von zwei oder drei Monaten geltend machst. Danach verfällt der Anspruch unwiderruflich.

Was gilt beim Ausscheiden aus dem Unternehmen?

Wenn du kündigst oder gekündigt wirst, musst du deine Überstunden rechtzeitig abrechnen. Es besteht Anspruch auf Auszahlung oder Freizeitausgleich, sofern das im verbleibenden Zeitraum möglich ist. Der Arbeitgeber darf Überstunden nicht einfach streichen oder verfallen lassen. Auch hier gilt: frühzeitig schriftlich einfordern und gegebenenfalls gerichtlich durchsetzen.

Tipps der Redaktion

Wenn du deine Überstunden geltend machen willst, solltest du Folgendes beachten:

✅ Führe von Anfang an eine saubere Übersicht über alle Überstunden
✅ Sichere Beweise wie E-Mails, Schichtpläne oder Zeitnachweise
✅ Prüfe deinen Arbeitsvertrag auf Ausschlussfristen
✅ Fordere die Auszahlung schriftlich und fristgerecht ein
✅ Reagiere sofort, wenn dein Arbeitgeber mauert

Experteneinschätzung

„Die Durchsetzung von Überstunden ist oft eine Frage der Vorbereitung. Wer sauber dokumentiert, hat beste Karten vor Gericht. Arbeitgeber dürfen nicht erwarten, dass Beschäftigte dauerhaft unbezahlt mehr leisten.“
— Rechtsanwalt Björn Kasper

FAQ – Die 7 wichtigsten Fragen zum Thema

Wie viele Überstunden darf der Arbeitgeber verlangen?

Eine gesetzliche Grenze gibt es nicht direkt. Überstunden sind nur zulässig, wenn sie im Vertrag, einer Betriebsvereinbarung oder einem Tarifvertrag geregelt sind. Außerdem müssen sie zumutbar sein. Ohne Regelung kannst du Überstunden verweigern.

Was ist, wenn mein Vertrag pauschale Abgeltungsklauseln enthält?

Solche Klauseln sind nur dann wirksam, wenn sie eindeutig formuliert sind. Pauschale Aussagen wie „alle Überstunden sind abgegolten“ sind meist unwirksam. Wenn du regelmäßig mehr arbeitest, kannst du zusätzliche Bezahlung verlangen.

Wie lange kann ich Überstunden rückwirkend einfordern?

Die gesetzliche Verjährung beträgt drei Jahre, beginnend mit dem Jahresende. Viele Arbeitsverträge enthalten jedoch deutlich kürzere Ausschlussfristen von zwei oder drei Monaten. Prüfe das unbedingt, sonst verfallen deine Ansprüche.

Was tun, wenn der Arbeitgeber Freizeitausgleich statt Geld anbietet?

Das ist grundsätzlich zulässig, wenn du dem zustimmst oder eine vertragliche Regelung vorliegt. Der Arbeitgeber kann Freizeitausgleich aber nicht einseitig anordnen, wenn du eigentlich Auszahlung willst.

Wie schreibe ich eine Zahlungsaufforderung richtig?

Schreibe sachlich und klar. Liste Datum, Stundenanzahl und Zeitraum auf. Setze eine konkrete Zahlungsfrist und kündige rechtliche Schritte an, wenn die Zahlung ausbleibt. Wir stellen dazu auf LexPilot ein Musterschreiben bereit.

Was passiert mit Überstunden bei Kündigung?

Bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses müssen Überstunden abgegolten werden – entweder durch Auszahlung oder Freizeitausgleich während der Kündigungsfrist. Eine ersatzlose Streichung ist unzulässig.

Wie weise ich Überstunden vor Gericht nach?

Du brauchst eine lückenlose Dokumentation, aus der sich ergibt, wann du gearbeitet hast, was du getan hast und dass der Arbeitgeber die Überstunden kannte. Ohne diese Angaben hast du kaum Chancen vor Gericht.

Natürlich hat dieser Artikel weitere Fragen veranlasst. Hier wird dir geholfen.

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